Zu zeigen, dass man nicht perfekt ist lässt einen manchma authentischer wirken

Heute Morgen hatten wir ein wunderbares Engagemetshooting mit Susanne und Stefan, einem unserer Brautpaare in 2015. Sie hatten wirklich großartige Ideen für das Shooting und es hat uns so großen Spaß gemacht, dass wir gar nicht merkten wie die 2 Stunden im Flug vorbei gingen. Aber obwohl es schon ziemlich spät war wollten wir trotzdem gern noch gemeinsam einen Kaffee in einem Cafe in der Nähe trinken. Wir gingen in ein Cafe mit komplett pinken Wänden und tranken eine herrliche biologische Apfelschorle. Wir redeten miteinander wie alte Freunde und sie erzählten uns wie sie ihre Wohnung gefunden hatten und was sie alles tun mussten um sie zu bekommen, und wir lachten gemeinsam über ihre Geschichte.

Ich nahm gerade noch einen Schluck von meiner Apfelschorle als Susanne fragte:“ Ist bei euch am Hochzeitstag schon einmal etwas so richtig schief gegangen? Wie eine kaputte Kamera oder eine verlorene Speicherkarte?“ Und da war sie, die Frage die Freunde Freunden stellen, um darüber zu lachen und um einfach eine lustige Geschichte zu hören. Conrads und mein Blick trafen sich und für einen kurzen Moment fragten wir uns wohl, was wir darauf antworten sollten. In diesem Moment kann man zwei Dinge tun: Ich hätte meinen Kunden sagen können, dass wir niemals einen Fehler machen und dass wir auch sonst fehlerfreie Fotografen sind. Oder ich könnte ihnen einfach die Geschichten erzählen, die uns wiederfahren sind, wie wir die Probleme gelöst haben und wie unsere Brautpaare niemals etwas von irgendwelchen Schwierigkeiten wie technischen Problemen, kaputt gegangenen Objektiven oder Dingen die wir zu Hause vergessen hatten, mitbekommen haben. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit, die ehrliche und menschliche Möglichkeit entscheiden.

Hier sind meine TOP 3 Geschichten über Dinge, die am Hochzeitstag schief gegangen sind, und wie wir diese Probleme gelöst haben.

1. An diesem einen Tag auf einer Hochzeit in 2009 rutschte ich auf einem glitschigen Stein aus, fiel hin und mein 50mm Objektiv war zerstört. Es passierte genau während des Portraitshootings und das Paar schaute mich völlig schockiert an. Ich machte einfch weiter als wenn nichts gewesen wäre, und sagte ihnen welches Glück ich gehabt hatte, dass es nicht das andere Objektiv gewesen sei  ( Ich hatte damals nur zwei Objektive), nahm mein 85mm 1.8 Objektiv, fotografierte damit den restlichen Tag und das Paar liebte seine Bilder.

2. Das eine Mal als wir unser 24mm vergessen hatten weil wir am Morgen noch ein Shooting in unserem Studio hatten. Ich nahm einfach das 24mm TS-E Objektiv ohne Tilt oder Shift und fotografierte damit die kompletten Vorbereitungen der Braut und das große Gruppenfoto mit allen Gästen. Ja es stimmt, es hat keinen Autofocus also musste ich manuell fokussieren aber all diese Bilder sind Teil des Hochzeitsalbums geworden und sie haben niemals bemerkt, dass es ein spezielles Objektiv war mit dem ich ihren Tag festgehalten habe.

3. Dieses eine Mal als wir zu einer Hochzeit gefahren sind, die 800 Km von zu Hause entfernt war und wir unsere Shootsacs vergessen hatten ( das sind spezielle Taschen in denen wir am Hochzeitstag die Objektive tragen). Nun ich muss zugeben, dass ich geschockt war als ich den Kofferraum unseres Autos öffnete, sie nicht finden konnte und mich dann daran erinnerte dass sie bei uns zu Hause neben der Haustür stehen. Was haben wir getan? Wir improvisierten und benutzten einfach unsere normalen Kamerataschen in denen wir unsere andere Ausrüstung transportieren. Es war vielleicht nicht so komfortabel wie ein Shootsac aber wir konnten trotzdem einen wundervollen Hochzeitstag fotografieren.

Seitdem haben wir eine Checkliste auf der unser gesamtes Equipment, unsere Kleidung für den Hochzeitstag und alle anderen Dinge, die wir am Hochzeitstag benötigen aufgeführt sind und die wir jedesmal genauestens kontrollieren bevor wir das Haus verlassen. Das war eine harte Lektion, aber wir haben sie gelernt.

Der Punkt ist, wenn wir uns selbst als unfehlbar und perfekt präsentieren, würden die Menschen dann nicht denken dass wir versuchen etwas zu verbergen anstatt die Wahrheit zu sagen? Wir sind alle nur Menschen, in unserer Branche der Portrait- und Hochzeitsfotogrsfen, wo ein ständiger Druck herrscht perfekt zu sein, das perfekte Portrait zu machen oder das perfekte Licht zu finden. Ich denke anderen zu zeigen dass man ein Mensch ist und das Menschen Fehler machen oder Dinge vergessen und im selben Atemzug zu erklären welche Möglichkeiten man gefunden hat damit diese Probleme nicht noch einmal auftreten, machen einen symphatischer als zu versuchen so zu tun, als wäre man perfekt.

Es ist immer ein schmaler Grat zwischen authentisch und nicht verlässlich, aber ich würde mich immer dafür entscheiden menschlich zu sein anstatt zu versuchen perfekt zu wirken.

Hier eine kleine Vorschau auf unser Shooting heute morgen.

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