Love after war

Während wir umgezogen sind habe ich dieses Foto meiner Großeltern gefunden. Es steht in meinem Esszimmer, die beiden schauen mir zu, und auch wenn ich sie nicht hören kann, glaube ich zu wissen, das sie sich für mich freuen und stolz auf das sind was ich tue. Sie opferten ihre Jugend, um die wahre Liebe zu finden und eine Familie zu gründen.

Meine Urgroßeltern kamen vom Osten Europas ins Ruhrgebiet. Mein Uropa war Bergmann im Jahre 1900. Damals fanden viele Zuwanderer Arbeit im Ruhrgebiet. Als meine Uroma starb war mein Opa gerade mal 11 Jahre alt, und damals musste er zum ersten Mal in seinem Leben umziehen. Da sein Vater schon zu krank war, um für ihn zu sorgen, zog er auf den Bauernhof seiner Schwester. Als er 14 war starb sein Vater, unter ärmlichen Verhältnissen in einem kleinen Zimmer im Dachgeschoss eines großen Hauses, in dem sehr viele Bergarbeiter wohnten. Als seine Schwester starb musste mein Opa den Bauernhof wieder erlassen – der Bauer hatte wieder geheiratet und die Anwesenheit meines Opas war nicht mehr länger erwünscht. Damals brauchten die Bauern viele Helfer und darum ging er auf einem anderen Bauernhof, um dort einen warmen Platz zum Schlafen zu haben und ein bisschen Geld zu verdienen. Die Zeit des Krieges in Deutschland brach an und immer mehr junge Männer wurden zum Wehrdienst rekrutiert. Auch mein Großvater wurde eingezogen und ging mit 17 Jahren in den Krieg. Mein Opa war nie der Mensch der gern eine Waffe in der Hand hielt und darum machte er bei der Wehrmacht seinen Busführerschein und lernte Alles über das Reparieren von Autos. In diesem Moment, als junger Mann im zweiten Weltkrieg entwickelte er seine Leidenschaft fürs Busfahren.

Nach vier Jahren kam er als 21-jähriger aus dem Krieg zurück. Als er zurück war auf dem Bauernhof wo er vorher gearbeitet hatte, stellte er schnell fest, dass die Landarbeit nichts für ihn war. Also ging er zum einzigen Busunternehmen im Dorf und fuhr dort auf der einzigen Linie zwischen dem kleinen Dorf und der nächst größeren Stadt. An dieser Stelle beginnt nun die Liebesgeschichte.

Meine Oma kam auch von einem Bauernhof – wenn ich alte Familienfotos betrachte, dann sehe ich sie bei der Feldarbeit und wie wie den Trecker fährt. Obwohl sie Trecker fahren konnte, hat sie nie ihren Führerschein gemacht und ohne Auto waren für sie ihr Fahrrad und der Bus die einzige Möglichkeit, sich in der ländlichen Gegend fort zu bewegen.

Sie trafen sich zum ersten Mal im Bus und wurden Freunde. Eines schönen Tages im Sommer gingen sie mit Freunden zum nahe gelegenen Kanal schwimmen. Meine Großmutter geriet beim Schwimmen in Panik und wäre beinah ertrunken. Mein Großvater kam ihr zur Hilfe und rettete sie und von diesem Tag an waren sie offiziell ein Paar.

Sie heirateten 1950 und lebten in einer kleinen 2-Zimmerwohnung auf einem kleinen Schlößchen bis ihr erstes Kind geboren wurde. Familie war das absolut wichtigste für beide – meiner Großmutter da sie in einer großen Familie aufwuchs und meinem Großvater da nie eine richtige Familie gehabt hatte. Als er dachte Nichts und Niemanden zu haben, und sich allein durchs Leben zu kämpfen hat ihn die Liebe gerettet. Sie bauten ihr Haus als mein Vater geboren wurde, und das ist auch der Beginn meiner eigen Geschichte. Denn auch ich bin im Haus meiner Großeltern aufgewachsen.

In Zeiten in denen du nichts hast, zählt nur die Liebe. 

Das klingt vielleicht kitschig aber das macht mir nichts aus. Meine Großeltern haben ihre Jugend dafür genutzt, um sich zu verlieben, eine Familie zu Gründen und meine Großeltern zu werden.

 

Dieses Bild zeigt eine kleine Notiz meines Opa´s an meine Oma:

In Erinnerung an ein fröhliches Beisammensein. Dein Josef.

Dein Vertrauen -Meine Kraft

 

jennifer hejna photography_901